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Frühgermanisches Gräberfeld in Brandenburg vernichtet für Rückhaltebecken


McCool
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In Brandenburg wurde im Jahre 2014 eine "archäologische Sensation" entdeckt: ein frühgermanisches Gräberfeld.

Das aber lag beim Bau einer Autobahn (A 11) bei Schmölln der Anlage eines Wasser-Rückhaltebeckens für diese Straße im Wege.

Also wurde das Gräberfeld zerstört, im Einvernehmen mit der Landesregierung. Die Steinsetzungen wurden abgeräumt und in eine Kiesgrube gekippt. Wie tröstlich: Vorher durften sie die Archäologen sie noch dokumentieren.

 

Wäre das nicht ohnehin eine grundsätzliche Überlegung wert - von so kostenintensiven, schlecht wärmegedämmten Baudenkmälern einfach noch ein paar Fotos schießen (vielleicht sogar 3D) und dann ab auf die Bauschuttdeponie? Macht Platz für weitere Autobahnen, und von den gesparten Euros kann sicher noch ein paar Hunderttausend in die zeitgemäße Form des Gräberfeldes reindonnern: Und zwar das Milliardengrab "Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“". Jenes Projekt von Weltruhm, an dem auch das Land Brandenburg beteiligt ist. Kosten bis 2016; ca 5,4 Milliarden Euro. (Von dem Geld hätte man übrigens auch 1,2 Millionen Refugees ein halbes Jahr lang versorgen können). Funktion bzw. Nutzen des postrationalen Milliardengräberfeldes: Das werden später einmal Archäologen beantworten müssen, falls die Regierung die Archäologie zuvor nicht überhaupt abschafft.

 

Eine überregionale Berichterstattung der sogenannten "Qualitätspresse" zum Thema "Gräberfeld bei Schmölln" fand offebar nicht statt. Allgemein ist das Medieninteresse sehr viel größer, wenn z.B. der Kopf eines Lenin-Denkmals ausgebuddelt wird; dabei tendiert der Erkenntnisgewinn dieser Sache gegen 0.

Aber dieses 2500 Jahre alte Gräberfeld - na ja, Germanen sind halt echt nicht mehr in, noch nicht mal bei den Naturbursch*Innen von den Grünen, die doch sonst so viel für indigene, oder schamanische, atavistische, animistische, (-um aus Gründen der PC nicht mehr zu sagen "primitive"-) Kulturen übrig haben. Wären es nur wenigstens Slawen gewesen mit diesem Gräberfeld.

 

 

Lediglich aus Regionalpresse und -Fernsehen kamen Meldungen:

 

RBB (mehrere Berichte, hier der erste und der jüngste):

Spektakuläres Gräberfeld in der Uckermark entdeckt

https://www.rbb-online.de/panorama/beitrag/2015/02/spektakulaerer-archaeologen-fund-bei-schmoelln.html

Die Zukunft der Steine steht in den Sternen

https://www.rbb-online.de/panorama/beitrag/2015/11/schmoelln-brandenburg-graeberfeld-astronomen.html

 

MOZ

Kultursteine im Schredder

http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1437504

 

"(...)Selbst die Unterstützung von ganz ungeahnter Seite hat die Vernichtung des Grabungsplatzes mit jahrtausendealten Bestattungsresten nicht verhindern können. Die Gesellschaft für Archäoastronomie vermutet hinter den riesigen Steinsetzungen und speichenförmigen Strukturen eine Verbindung zu den Sternen. (...)"

 

Keinerlei Info zu dem Gräberfeld auf den Seiten des Landesamtes für Denkmalpflege/Archäologisches Landesamt:

http://www.bldam-brandenburg.de/archaeologie/bodendenkmale

 

 

Weitere Katastrophen in Brandenburg sind absehbar:

 

Opposition sieht Denkmalschutz in Gefahr (Märkische Allgemeine Online)

(...)Im Zuge der geplanten Kreisgebietsreform will Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) Zuständigkeiten für den Denkmalschutz von der Landes- auf die Kommunalebene übertragen. So sollen die Landkreise künftig entscheiden, welche historischen Objekte oder Gebäude schützenswert sind und welche nicht. (...)

 

Von Halem [Anm: Kulturpolitikerin der Grünen !!!!] warf der rot-roten Koalition vor, die Gebietsreform „mit dem Vorschlaghammer“ durchsetzen zu wollen. „Dabei wird missachtet, dass Denkmale Identität stiften, Touristen anziehen und im Handwerk ein Wirtschaftsfaktor sind.“

(....)

http://www.maz-online.de/Brandenburg/Opposition-sieht-Denkmalschutz-in-Gefahr

 

 

Sonst noch:

Über Charakter und Umfang der Funde von Schmölln -

Rituelle Begräbnisstätte der alten Germanen entdeckt

http://de.sott.net/article/17026-Rituelle-Begrabnisstatte-der-alten-Germanen-entdeckt

 

Politisch:

 

Eine regelrechte Debatte im Landtag zu einem Antrag der AfD zur Erhaltung des Bodendenkmals Schmölln fand nicht statt, weil sich SPD, Linke und CDU der Debatte verweigerten.

In der Sitzung vom 21.1. äußerte sich außer dem AfD-Fraktionsvorsitzenden Gauland äußerte sich lediglich die Grüne Kulturpolitikerin von Halem, aber auch nur in der Funktion als Abgeordnete.

 

http://www.rbb-online.de/imparlament/brandenburg/2016/21--januar-2016/21__januar_2016_-_23__Sitzung_des_Brandenburger_Landtags.html

 

von Halem schriftlich hier.

http://www.gruene-fraktion-brandenburg.de/im-parlament/reden/2016/mlh-160121-bodendenkmal-in-schmoelln/

 

Im Prinzip ist von Halem ja, siehe oben, auch gegen die brachiale Politik der Landesregierung, was den Denkmalschutz angeht. Aber offenbar findet sie die in "unserem Umfeld sichtbare(n) Denkmale" in ihrer Funktion als "alltagsintegrierte(n) Geschichtsunterricht" wichtiger als ein eisenzeitliches Gräberfeld. "Schmölln ist anders, Schmölln ist weiter weg."

Also- Irgendwie auch nicht uninteressant, aber nicht so wichtig. Entspricht nicht dem linken Nützlichkeitserwägungen von "Geschichte" zur Volkserziehung? Erinnert wohl zu wenig an 1933-45, sonst wäre es für Frau van Halem wahrscheinlich sehr wichtig. Ginge es um eines dieser wunderhübschen Panzerdenkmale der Roten Armee oder um irgendwelche anderen kommunistischen Kultplätze, hätte sie wahrscheinlich sogar die Linken aus der Regierung auf der Seite.

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Ich verstehe es auch nicht. Schon lange nicht mehr. Hier rund um Bonn gab es auch immer viel Geschichte, aber es wird sehr gerne sehr viel zurück- oder weggebaut. Krass fand ich z.B. die Diskussion um die Burg Vogelsang. Zum Glück hat man die Kurve bekommen und das Gelände nicht geschliffen.

 

Ich finde auch, die Gesellschaft und auch das Land haben die Verantwortung, nachfolgenden Generationen "Spuren" zu hinterlassen. Heute schon die Denkmäler von Morgen bauen. Aber wir bekommen ja nicht einmal Flughäfen oder Bahnhöfe hin...

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