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Robin Hood


Threepwood
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Mit vornherein auf ein Minimum heruntergeschraubten Erwartungen kann man den Film natürlich für unterhaltsam befinden, aber man macht es Scott doch damit zu leicht - denn er hat ja selbst ganz andere Ansprüche an seine Filme.

 

Und leider ist Scotts Botschaft in diesem Film auch so penetrant vorgetragen, daß sie wirklich kaum zu ignorieren ist. Der Film zeigt einmal mehr, daß Scott absolut kein Verständis fürs Mittelalter hat ("Ein König feilscht für gewöhnlich nicht um die Treue, die ihm seine Untertanen schulden..." Ach nein? Die "Geschichtsbücher" erzählen von solchem Gefeilsche allerdings reichlich). Und es ist wirklich so, auch die Robin Hood interessiert ihn nicht. Bezeichnend für Scotts Auffassung ist vielleicht diese Aussage aus einem etwas älteren Interview, das noch vor dem Dreh entstand (der Film sollte da noch "Nottingham" heißen):

Q. Will you include all the myths, such as Little John and Friar Tuck?

Sir Ridley Scott: We have to because otherwise people will say: “Where’s the log?” That log was always boring! But I’ll have to put that in and keep a bit of the marksmanship. We’ll just push it more towards reality without losing the feeling of the legend.

Die wenigen Anklänge an die eigentliche Robin Hood-Legende sind dann auch tatsächlich nur lieblos ans Ende des Films geklatscht, während die klassischen Begleiterfiguren reine Statisten bleiben. Weder Mittelalter noch Robin Hood interessieren Scott - wieso zum Teufel dreht er dann einen Robin Hood-Film? Wie Triere sagte: das hier ist wirklich kein Robin Hood-Film. Der einzige Grund für die Verwendung des Namens muß dann wohl sein, daß man damit größere Massen ins Kino ziehen kann, als wenn Scott den ehrlicheren Weg gegangen wäre, sden Film nicht mit diesem Namen zu verbinden.

 

Traurig, aus welchen Stereotypen diese Geschichte zusammengesetzt ist. England ist eine Insel der Seligen (na gut, in spe, ein paar kleine Probleme haben sie ja noch), die plötzlich von widerlichen Franzosen bedroht wird. Moment... was hatte noch gleich der "Engländer" Richard Löwenherz in Frankreich zu suchen? :rolleyes: Die Franzosen sind mal wieder die Ausgeburt des Bösen, die sich zum Unwohl Englands verschwören; aber tatsächlich bedurfte es eben gar keiner welschen Heimtücke nicht, um in England einzudringen - sie wurden ja von den Baronen geholt, siehe unten.

Unglaublich plakativ ist mal wieder Darstellung der Bösewichter, wobei ich Johann schlimmer fand als Gottfried. Muß Johann sein französisches Liebchen vor den Augen seiner Mutter rammeln? Was soll uns diese Szene sagen? Hätte sich jemals ein gerade zum König gewordener so kleinkariert aufgeführt wie Johann in der Szene, als er Robin den als Belohnung noch gar nicht übergebenen Ring wieder entzieht? Johann führt sich auf wie ein trotziger Rotzlöffel und erinnert leider allzusehr an Commodus aus Gladiator. Was soll die Szene, in der Gottfried die blutige Auster aus der Hand des französischen Erzfeindes frißt?

Aber das waren nur so ein paar störende Dinge, die mir im ersten Teil des Films auffielen, den ich ansonsten noch verhältnismäßig gut fand. Schlimm wurde es dann für mein Empfinden so im letzten Drittel, als Robin plötzlich offenbart wurde, daß er doch zumindest zur geistigen Aristokratie gehört, indem sein steinmetzender Vater die Magna Charta erfunden hatte. Dann kam dieser ganze republikanische Irrsinn, und den Teil des Films fand ich wirklich ziemlich durchgeknallt- der reinste Amoklauf.

Was Scott in besagtem Interview über alle anderen Robin Hood-Filme seit dem 38er mit Flynn äußerte, fand ich auch ziemlich großspurig - besonders, da mich die Idee, die Erzählung bei einem Kriegszug Richards im Ausland beginnen zu lassen, durchaus an den Film Robin & Marian mit Connery/Hepburn erinnerte. Dann noch eine kleine Prise Martin Guerre; und damit hätten wir dann die besseren Motive des Films (abgesehen von den rein visuellen Aspekten, die Scott natürlich beherrscht). Scotts eigenes geistiges Geschwurbel ist sicher nichts, was ein anderer Regisseur mal zweitverwerten könnte.

 

Übrigens ist Scotts Film geschichtsklitternd allen anderen Robin Hood-Filmen der letzten 98 Jahre in folgender Hinsicht gleich: Nämlich die Verknüpfung Robin Hoods mit Richard Löwenherz und Johann Ohneland. In der "Gest of Robyn Hode" ist nichts davon; aber Ridley wird sich nicht die Mühe gemacht haben, sich die mal anzusehen.

 

Es gab aber zu Lebzeiten König Johns eine französische Invasion, die allerdings erfolgreich war.

Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass dabei D-Day-Landungsboote eingesetzt wurden.

Eine Invasion wurde abgeblasen, weil sich Johann rechtzeitig sich rechtzeitig dem Papst unterstellte und dieser dann dem französischen König den Angriff untersagte. Die anderen "Invasion" war aber offensichtlich eine ganz andere Art von Ereignis als das, was im Film dargestellt wurde - Ludwig kam nach Aufforderung der oppositionellen Barone. Paßt ja "nicht wirklich" zu dem Mist, den der Film darstellt, von wegen "man muß den Baronen sagen, daß wir im Falle einer Invasion alle Engländer sind" . Übrigens nicht das letzte Mal, das ein potentieller neuer König nach England eingeladen wurde, siehe die Glorreiche Revolution von 1688.

 

Edited by McCool
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Übrigens ist Scotts Film geschichtsklitternd allen anderen Robin Hood-Filmen der letzten 98 Jahre in folgender Hinsicht gleich: Nämlich die Verknüpfung Robin Hoods mit Richard Löwenherz und Johann Ohneland. In der "Gest of Robyn Hode" ist nichts davon; aber Ridley wird sich nicht die Mühe gemacht haben, sich die mal anzusehen.

 

Möglicherweise beschränkte sich Scotts Recherche ja auf die Vorgängerfilme. :rolleyes:

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Was soll ich noch dazu sagen? Natürlich habe ich mir sehr detailliert die Ausführungen über Richard Löwenherz und der Robin-Hood Sage durchgelesen. Ich mochte immer diese alten Ritterfilme und war schon vor ein paar Jahren bei der neuen Artus-Interpretation skeptisch, ob man eine sagenhafte Figur wirklich "historisch korrekt" erklären muss/soll.

 

Robin Hood muss m.E. als Titelheld herhalten, damit ein paar mehr Zuschauer in die Kinos kommen. Die gleiche Geschichte hätte auch mit einem beliebigen englischen Soldaten funktioniert und hätte vielleicht weniger Diskussionen nach sich gezogen.

 

Ansonsten habe ich den Film in bester "Herr der Ringe"- Tradition angeschaut. Einfach vorstellen, dass es nichts mit historischen Fakten zu tun hat. Den "Prince of Persia" gab es in dieser Form ja auch nicht. :rolleyes:

 

Das Authentische an dem Film ist vielleicht die Geschichte um Richard, der Rest ist schlicht und ergreifend Fiktion. Aber das waren die meisten alten bunten Robin Hood Filme auch, die Serie mit dem Connery-Balg glitt dabei sogar völlig in das Fantasy-Genre ab und war trotzdem unterhaltsam.

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Ein ganz köstliches Detail waren für mich die geruderten quadratischen D-Day-artigen Landungsboote (ich denke, zu der Zeit war man wohl nach normannischer Tradition noch mit Spät-Formen der Wikingerschiffe unterwegs, wie ja auch auf dem Teppich von Bayeux dargestellt) sowie die Zitate aus "Searching for Private Ryan" mit Unterwasseraufnahmen von strampelnden Kriegern. Insgesamt für mich ein wilder Aufguss von Gladiator, King Arthur und Kingdom of Heavens.

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Das Authentische an dem Film ist vielleicht die Geschichte um Richard, der Rest ist schlicht und ergreifend Fiktion. Aber das waren die meisten alten bunten Robin Hood Filme auch, die Serie mit dem Connery-Balg glitt dabei sogar völlig in das Fantasy-Genre ab und war trotzdem unterhaltsam.

 

Nun ja, wie Richard gestorben ist, war schon recht authentisch, jedoch passierte ihm das nciht auf dem Rückweg vom Kreuzzug.

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  • 3 weeks later...

Die Idee, Robin Hood als Erfinder der Magna Carta darzustellen, ist offenbar auch nicht Ridley Scott zuerst eingefallen- wenn er sie sich nicht hier ohnehin geklaut hat: In der Serie Time Tunnel von 1966/67 taucht Robin Hood nämlich auch in dieser geschichtsträchtigen Funktion auf.

In thirteenth century England, Doug and Tony become involved with the Earl of Huntington otherwise known as the legendary Robin Hood and their efforts to get King John to sign the Magna Carta.
http://www.imdb.com/title/tt0723768/

Inhalt der Episode ausführlicher hier.

Edited by McCool
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  • 4 years later...
  • 3 years later...

Geht aber korrekter,  siehe "Troy". Mit Gottvater Zeus, der diese Tochter Athene hat. Warum beim Jupiter sie so hell geraten ist, ist ein Rätsel, denn Göttergattin Hera war ja gar nicht ihre Mami. Denn Athene ist dem Schädel Alten ja bekanntlich nach einer Migräneattacke direkt als Kopfgeburt entstiegen. Dies ist der blondgelockte König der Myrmidonen, der tapfere  Achill. Und dies Aeneas, der Stammvater der Römer. Er ist der Sohn der Aphrodite und mit dem  schönen König Anchises, der aus altem trojanischem Geschlecht stammt, aber in der Serie wohl nicht vorkommt.  Merkwürdigerweise ist die Serie leicht unpopulär. Vielleicht fühlten sich einige Ethnien marginalisiert, die nicht vorkommen.  

Edited by McCool
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Bevor es ganz vom Thema weg geht, Ich würde gerne wissen was Ihr von dem Robin Hood Trailer haltet.

Für mich sieht das eher nach einer Computerspielumsetzung aus.

Außerdem scheint der Regisseur wohl zu viele Scenen   vom den G20 Demos gesehen zu haben. Sieht irgendwie wie Linke Demonstranten mit Molotowcocktails gegen Polizisten aus.

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Am 6.5.2018 um 17:21 schrieb mali:

Fand die eigentlich gut; dass die Götter mittendrin statt nur dabei sind, hat mir gut gefallen.

Das hat Homer ja auch so geschrieben - aber Petersens Entscheidung, die Götter in seinem Film komplett zu streichen, war auch nicht abwegig. Es herrschte ja letztlich zwischen den Parteien ein gewisses Göttergleichgewicht, so daß sich ihre Wirkung ja insgesamt aufhob, wenn ich mich recht entsinne. Homer nutzte sie natürlich erzählerisch auf besondere Weise, aber das ist alles zu komplex für einen Film. Das Weglassen reduzierte das Personal, und vereinfachte die vielen Ränke. 

Am 6.5.2018 um 17:21 schrieb mali:

Archilles war ne coole Socke :)

Na ja, das muß dann wohl der Grund für die Besetzung gewesen sein. Ansonsten ist er als antiker Grieche halt so glaubwürdig wie Sean Connery als Japaner. :P

Am 7.5.2018 um 17:16 schrieb Bonsai:

Bevor es ganz vom Thema weg geht, Ich würde gerne wissen was Ihr von dem Robin Hood Trailer haltet.

Für mich sieht das eher nach einer Computerspielumsetzung aus.

Hast ja recht, man muß ja auch beim Off-Topic nicht noch off-topischer werden! :D Jepp, sie auch mal wieder aus wie Assasin's Creed, nur weniger atmosphärisch und anachronistischer.  Brauch' ich nicht. Immerhin, alle vorangehenden Robin-Hood-Filme erscheinen werden aufgewertet. Sogar der von Ridley Scott sieht dagegen akzeptabel aus.;) Und an die nette New-Age-Serie mit Hörn dem Hunter und dem Clannad-Soundtrack kommt sowieso nix ran.

Am 7.5.2018 um 17:16 schrieb Bonsai:

Außerdem scheint der Regisseur wohl zu viele Scenen   vom den G20 Demos gesehen zu haben. Sieht irgendwie wie Linke Demonstranten mit Molotowcocktails gegen Polizisten aus.

Das ist doch die perfekte Neuinterpretation! Früher war es der nationale angelsächsische Befreiungskampf gegen die welschen Normannen, jetzt ists der Kampf gegen das spätkapitalistische "Schweinesystem".  Das wär der Soundtrack.

 

 

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